Transkulturelle Traumapädagogik – Zertifikatsprogramm
Mehrkulturalität ist Alltagswirklichkeit und zeigt sich auch in der psychosozialen Versorgung und Begleitung. Verschiedene Lebenswelten und Krankheitskonzepte und damit verbundene Erwartungen an das Versorgungssystem sowie an die darin tätigen Fachkräfte machen ein transkulturelles Verständnis und transkulturelle Arbeitsweisen erforderlich. Viele Zugewanderte, insbesondere Geflüchtete, haben Traumatisches erlebt, nicht alle können oder müssen jedoch therapeutisch versorgt werden. Für die nicht-therapeutische Arbeit mit traumabelasteten Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern kann die Traumapädagogik einen wesentlichen Beitrag leisten.
Durch dieses duale, berufsintegrierende Zertifikatsprogramm lernen Sie, mögliche Traumafolgen, auch in transkulturellen Kontexten, als solche einzuordnen und entsprechend traumasensibel zu handeln. In vielen Fällen, in denen der Hilfeprozess abzubrechen oder durch unberechenbare Dynamiken zu entgleiten droht, ist dies ein zentraler Schlüssel. Sie lernen ebenfalls, auf konzeptioneller und Einrichtungsebene trauma- und kultursensible Unterstützungs- und Schutzkonzepte zu entwickeln und somit eine kultur- und traumasensible Haltung auch auf diesen Ebenen mitzugestalten.
Termine und Veranstaltungsorte | Online-Vorlesungsverzeichnis |
Gebühren | pro Modul 420 € zzgl. Prüfungsgebühr 40 € (optional) |
Anmeldefrist | 4 Wochen vor dem jeweiligen Veranstaltungsbeginn |
Ziele
- Kenntnis theoretischer Grundlagen und konkreter Handlungskonzepte der Traumapädagogik
- Verständnis kulturell geprägter Krankheits- und Heilungskonzepte in Bezug auf Traumafolgestörungen
- Entwicklung eigener Umsetzungs- und Anwendungsmöglichkeiten zur kultursensitiven und traumasensiblen Begleitung
CAS ODER DAS?
Sie haben mehrere Optionen: Sie können eins von zwei CAS (Certificate of Advanced Studies) mit jeweils drei Modulen absolvieren oder mit dem Belegen beider CAS ein sogenanntes DAS (Diploma of Advanced Studies) erlangen.
CAS I: Transkulturelle Traumapädagogik I
Inhalte:
- Einführung in die medizinische und psychosoziale Psychotraumatologie
- transkulturelle Konzepte von Trauma
- traumapädagogische Konzepte und Bezugstheorien
- traumasensible Diagnostik und traumasensibles Handeln in psychosozialen Arbeitsfeldern
- Supervision (90 min., online)
- Prüfungsleistung: Seminararbeit
Inhalte:
- Flucht und Migration und deren Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
- Traumakonzepte bei Flucht und Migration
- Spiritualität und Religion bei der Traumaverarbeitung
- sozial- und aufenthaltsrechtlicher Kontext
- Trauma und Rassismus
- Sprachbarrieren und transkulturelle Kommunikation
- Supervision (90 min., online)
- Teilnahme an einer kollegialen Beratung (90 min., online)
- Prüfungsleistung: Referat (auch für das Teilnahmezertifikat, also bei einer Teilnahme ohne Anmeldung zur Prüfung, ist ein unbenotetes Referat zu erbringen)
Inhalt:
- Stabilisierung in transkulturellen Settings (individuell und milieu- bzw. kulturspezifisch)
- traumazentrierte, stabilisierende Gruppenarbeit
- traumasensible Krisenintervention (z. B. bei Suizidalität, Suizid, Gewalt- und Gefährdungssituationen)
- Rechtliche Grundlagen einer stationären psychiatrischen Unterbringung
- Supervision (90 min., online)
- Teilnahme an einer kollegialen Beratung (90 min., online)
- Prüfungsleistung: Fall- oder Projektbericht (auch für das Teilnahmezertifikat, also bei einer Teilnahme ohne Anmeldung zur Prüfung, ist ein unbenoteter Fall- oder Projektbericht zu erbringen)
CAS II: Transkulturelle Traumapädagogik II
Voraussetzung für die Teilnahme ist der erfolgreiche Abschluss des CAS I.
Inhalte:
- Grundlagen der Entwicklungspsychologie und Bindungstheorie
- Traumapädagogik: u.a. Geschichte, konzeptionelle Ansätze, unterschiedliche Handlungsfelder
- Basisstrategien, bezogen auf transkulturelle Settings: u.a. Bindungs- und beziehungsorientierte Pädagogik, Umgang mit dissoziativem störungswertigem Verhalten, Ressourcenorientierung und Resilienzstärkung, traumasensible Elternarbeit
- Niederschwellige gemeinschaftsbezogene bzw. gemeinwesenorientierte Angebote für Kinder und Jugendliche mit Flucht- oder Migrationsgeschichte
- Empowerment und Powersharing in der traumazentrierten Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, Reflexion der eigenen Positionierung
- Prüfungsleistung: Fallbericht und Referat (auch für das Teilnahmezertifikat, also bei einer Teilnahme ohne Anmeldung zur Prüfung, ist ein unbenoteter Fall- oder Projektbericht mit Referat zu erbringen, allerdings nur einmal entweder in Modul SMTTP_07 oder in Modul SMTTP_08)
Inhalte:
- Grundlagen der traumazentrierten Fachberatung: u.a. allgemeine Beratungsansätze/-theorien im Überblick, gesetzliche Grundlagen, ethische Richtlinien, Beratungsprozess
- Berücksichtigung zentraler Person- und Settingvariablen für Beratungsplanung und Beratungsprozess im Kontext von Transkulturalität und Migration: u.a. Gender, strukturelle Gewalt und soziale Teilhabe, Lebensalter, kognitives Funktionsniveau, intersektionale Verschränkungen
- aufsuchende Ansätze, community-basierte Ansätze, Ansätze mit Multiplikator*innen/ Ehrenamtlichen, Einbezug von Migrant*innenselbstorganisationen
- Empowerment und Powersharing in der traumazentrierten Arbeit mit Erwachsenen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, Reflexion der eigenen Positionierung
- Prüfungsleistung: Fallbericht und Referat (auch für das Teilnahmezertifikat, also bei einer Teilnahme ohne Anmeldung zur Prüfung, ist ein unbenoteter Fall- oder Projektbericht mit Referat zu erbringen, allerdings nur einmal entweder in Modul SMTTP_08 oder in Modul SMTTP_07)
Inhalte:
- Praxis und Reflexion: u.a. Beziehungsaufbau und -gestaltung in traumazentrierten Arbeitsbereichen, Selbsterfahrung, Deeskalation und Umgang mit Gewalt- und Gefährdungssituationen, Teamarbeitsdynamiken und institutionelle Strukturen
- Traumabezogenes Fallverstehen und Selbstreflexion (durch Supervision, kollegiale Beratung u. a.): u.a. Reflexion der eigenen Nähe-Distanz-Regulierung, Bezüge zur eigenen Biografie, Einordnung von Gefühlen/ Übertragungen/ Gegenübertragungen, Erweiterung von Handlungsoptionen und Handlungsspielräumen, Auseinandersetzung mit ethisch-moralischen Themen und Konflikten, Reflexion von Machtverhältnissen und (rassistischen) Zuschreibungen
- Selbstfürsorge: Schutz vor sekundär traumatischem Stress und Burn-out, Psychohygiene und Förderung von Resilienz, Selbstschutz bei Gewalt- und Gefährdungssituationen
- Entwicklung bzw. Reflexion einer macht- und rassismussensiblen Haltung
- Prüfungsleistung: Testat (Anwesenheitspflicht gilt auch für das Teilnahmezertifikat, also bei einer Teilnahme ohne Anmeldung zur Prüfung)
Weitere Informationen
Das Zertifikatsprogramm richtet sich an Fachkräfte, die in psychosozialen, pädagogischen oder therapeutisch-medizinischen Berufsfeldern tätig sind und während der Weiterbildung in ihrem Arbeitsbereich Kontakt mit traumatisierten Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen mit Migrationshintergrund haben; z. B.: Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Theolog*innen, Erzieher*innen, Heilpädagog*innen, Hebammen, Lehrer*innen und Mediziner*innen.
- Hochschulabschluss
- alternativ: eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem (psycho)sozialen oder medizinischen Beruf mit Mindestqualifikation Niveau 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens und mindestens ein Jahr einschlägige Berufserfahrung in einem der Bereiche
Nach Abschluss aller drei bzw. sechs Module (Prüfungen) erhalten Sie ein qualifiziertes Hochschulzertifikat "Certificate of Advanced Studies (CAS)" über 15 ECTS-Punkte oder "Diploma of Advanced Studies (DAS)" über 30 €-Punkte. Die abgeschlossenen Module (je 5 ECTS-Punkte) können Sie bei Vorliegen der hochschulrechtlichen Voraussetzungen auf die Msterstudiengänge des DHBW CAS anrechnen lassen. Ohne Modul-Prüfungen erhalten Sie eine Teilnahmebescheinigung.
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